Familienpolitisches Statement von FASD Deutschland

Gisela Michalowski

Gisela Michalowski. Foto: Bernd Lammel

Gisela Michalowski erläutert anschaulich das FASD Syndrom. Foto: Bernd Lammel

Liebe allein reicht manchmal nicht
Familienpolitisches Statement von FASD Deutschland

Manche Zuschauer erschreckt der Auftakt der Rede von Gisela Michalowski. Sie startet ihr familienpolitisches Statement, indem sie eine Puppe hochhält. Aber das Puppengesicht ist nicht niedliche Kaufhausware: Die Ohren sitzen tiefer, Stirn und Kinn sind fliehend, der Nasenrücken verkürzt, die Augenlider hängen herab. Mit diesem kleinen „Schock“ will Gisela Michalowski auf eine seltene Behinderung aufmerksam machen: das Fetale Alkohol-Syndrom (FAS), als Oberbegriff auch FASD genannt (Fetale Alkohol-Spektrums-Störung). Sie entsteht, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol trinkt.
Kinder, die mit FASD geboren werden, starten mit einer schweren Hypothek ins Leben: Sie zeigen häufig herausforderndes Verhalten, können sich nur schwer konzentrieren, sind oft unruhig, sehr impulsiv, leiden unter Lernstörungen. Doch nur bei wenigen Kindern wird das Syndrom früh und klar diagnostiziert.

Gisela Michalowski ist Vorsitzende von FASD Deutschland e.V und weiß, wovon sie spricht. Die Sozialpädagogin nahm 1988 ihr erstes Pflegekind auf. Ohne zu wissen, warum ihr Junge „so schwierig“ ist. Sie nahm sie hin – die missbilligenden Blicke im Bus oder Supermarkt, wenn der Kleine mal wieder keine Regeln einhalten wollte. Dabei war er zierlich und zart, ständig krank – und entwicklungsverzögert. So sagten damals die Ärzte. Als Gisela Michalowski einen Zeitungsartikel las, der Fotos von FASD-Kindern enthielt, fand sie Vieles wieder, was ihr in den Jahren zuvor fast wie ihr persönliches Versagen erschienen war.

Seit vielen Jahren nun engagiert sich Gisela Michalowski, um Familien – häufig Pflegefamilien – und anderen Bezugspersonen den Umgang mit Menschen mit FASD leichter zu machen. Von der Politik fordert FASD Deutschland unter anderem,

- dass FASD von den Versorgungsämtern anerkannt wird,
- die Entwicklung einer Diagnoseleitlinie sowie Schaffung von Diagnostik- und Beratungszentren für Erwachsene,
- niedrigschwellige Angebote im Suchthilfesystem,
- professionsübergreifende Integrationskonzepte für die Bereiche Schule, Ausbildung, Arbeit und Wohnen.

Mehr erfahren Sie unter www.fasd-deutschland.de

Bericht: Kerstin Heidecke, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesvereinigung Lebenshilfe

Gisela Michalowski ist seit 2005 Vorsitzende von FASD Deutschland e.V. Die Sozialpädagogin setzt sich seit 1988 - mit der Aufnahme ihres ersten Pflegekindes - mit den Folgen des fetalen Alkoholsyndroms (FASD) in ihrer eigenen Familie auseinander. Inzwischen leben vier Kinder mit FASD neben den eigenen vier gesunden Kindern in der Familie. Frau Michalowski arbeitete an der Erstellung der Leitlinie zur Diagnostik des FAS mit. Im Verein betreut sie die Geschäftsstelle, organisiert Fachtagungen und Familienbildungsfreizeiten. Das Motto der diesjährigen Fachtagung „Wenn Liebe alleine nicht reicht“ ist eine Feststellung, die Bezugspersonen von Menschen mit FASD recht häufig machen. Daher bemüht sich FASD Deutschland e.V. kontinuierlich, Hilfe und Unterstützung für die Menschen mit FASD zu finden und bereitzustellen.

 
 
 

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